Sieben lächelnde Kinder halten bunte Handpuppen und stehen in einem hellen Innenraum zusammen.

Am Evangelischen Gymnasium Nordhorn läuft einiges anders als an anderen Schulen: Ein spezielles pädagogisches Konzept, zahlreiche Kooperationen und eine klare evangelische Erkennbarkeit – sogar bei der Sportförderung – machen die Alleinstellungsmerkmale der Schule aus.

Drei lächelnde Mädchen stehen drinnen vor einem kreuzförmigen bunten abstrakten Gemälde. Foto: Martin Kirchner.

Elea, Pauline und Maira (von links) führen begeistert durch ihre Schule.

Pausenklingel? Fehlanzeige. „Die Schulklingel haben wir schon 2015 abgeschafft. Das bringt mehr Ruhe in den Alltag“, sagt Schulleiterin Dr. Gabriele Obst. Statt Physik, Deutsch und Englisch im straffen 45-Minuten-Takt nimmt man sich am Evangelischen Gymnasium Nordhorn 80 Minuten Zeit für jede Lerneinheit. Hausaufgaben gibt’s so gut wie keine, denn die werden in der Lernzeit erledigt. Klingt gut? Ist gut. Das finden jedenfalls Maira, Pauline und Elea aus der 9c, die stolz durch ihre Schule führen.

Viel Platz zum Lernen

Evangelisches Gymnasium Nordhorn Backsteinbau neben einer großen Schule mit rotem Ziegeldach.

Lernen im historischen Gebäude: Die unteren Klassen sind im ehemaligen Rohgewebelager einer Textilfabrik untergebracht.

Die Schule gibt es seit 2008, auf dem Gelände einer ehemaligen Textilfabrik. Gegenüber des Schulneubaus lernen die unteren Klassen. Sie sind im früheren Rohgewebelager, einem denkmalgeschützten neoklassizistischen Gebäude untergebracht. Große Fenster, vier Meter hohe Räume, viel Licht und Luft. „Aufgeräumt“ findet Fünftklässler Vincent, sieht seine Schule aus. Und er mag die große Turnhalle. Die Sportausstattung ist wirklich zum Neidisch-Werden: Drei Fußballplätze, ein Beachvolleyballplatz, eine Tartanbahn, eine Kletterwand ein Bewegungsraum und eine Sporthalle – die auch die örtlichen Vereine gerne nutzen.

Evangelisches Profil zeigt sich sogar in der Sportförderung

Junge Leute üben in einer Turnhalle Feldhockey, jeder mit einem Schläger und einem Ball.

Das Evangelische Gymnasium Nordhorn ist Partnerschule des Leistungssports und als „sportfreundliche Schule“ ausgezeichnet.

Aber warum hat eine evangelische Schule einen Sport-Schwerpunkt, ist sogar Partnerschule des Leistungssports und zertifiziert als „sportfreundliche Schule“? Frank Scheele, Koordinator für die Jahrgänge 9 bis 11, findet das absolut konsequent: „Das Individuum steht im Zentrum unseres Glaubens“, sagt er, „Deshalb fördern wir im Sport sowohl Hochbegabte als auch Schüler, die sich etwas schwerer tun.“

Gefördert wird nicht nur im Bereich Sport, sondern eigentlich überall. In Musik, in Kunst, in MINT- Fächern. „Jugend debattiert, “Jugend präsentiert” – es gibt hier so viele Wettbewerbe, an denen wir uns beteiligen können“, sagt Maira. Die Urkunden und Partnerschaften, die das bezeugen, füllen mehrere Wände im Neubau.

Für andere da sein

Der Lehrer spricht zu den Schülern in kleinen Gruppen; dahinter Banner, Leinwand und offene Fenster.

Beim Sozialdiakonischen Praktikum in der 9. Klasse können Schüler*innen Erfahrungen in sozialen Einrichtungen sammeln. Hier stellen Einrichtungsleitende ihre Projekte vor.

Maira und ihre Mitschüler*innen starten in der Neunten ein besonderes Projekt: Das sozialdiakonische Praktikum, bei dem die Schüler*innen im Pflegeheim, im Frauenhaus, in einer Ausgabestelle der „Tafel“ oder einer anderen Einrichtung Erfahrungen sammeln können. „Der Effekt ist enorm“, sagt Lehrerin Verena Potgeter, „unsere Schüler merken, dass sie selbstwirksam sind.“ Selbstverständlich dazu gehören auch die Praktikumsberichte und als besonderes Highlight der Dankeschön-Gala-Abend in der Mensa.

Verantwortung übernehmen

Zwei Personen sitzen auf einer Holzbank unter einer Metallpergola, umgeben von Pflanzen und Steinmauern.

Wo früher ein Parkplatz war, wächst inzwischen ein Outdoor-Klassenraum.

Quasi die logische Fortführung ist dann das Projekt „Herausforderung“ für die Jahrgangsstufe 10. Die Idee: In kleinen Gruppen müssen sich die Schüler*innen einer herausfordernden Situation stellen und dafür alles selbst organisieren. Das kann eine einwöchige Wanderung sein oder ein Aufenthalt in einem Schweigekloster. „Eine Gruppe hat sich eine ganze Woche von selbst gefangenem Fisch ernährt, eine andere ist 72 Stunden ganz ohne Strom ausgekommen“, erzählt Lehrerin Kerstin Fritzen, „Klar stoßen die Schüler an Grenzen. Sie müssen unorthodox handeln und für sich und ihr Tun Verantwortung übernehmen. Daran wachsen sie.“

Wir fördern das Projekt Gottesdienstlots*innen

Eine gestreifte Sammelbox mit der Aufschrift "Pfandflaschen für Tansania" enthält leere Flaschen.

Bei einem Tansania-Projekt sammeln Schüler*innen Pfandflaschen und spenden den Erlös an ihre Partnerschule in Tansania.

Und für die Oberstufe gibt es das Projekt „Engagement in der Schule“ (EiS) mit Lerncoaching, oder auch die von uns geförderte Ausbildung zur Gottesdienstlots*in. Dafür haben sich Fiete, Emma und Inke entschieden. Fiete kannte das schon, er ist als Teamer in seiner Kirchengemeinde für die Konfi-Betreuung zuständig. Er mochte die Ausbildung: „Ist interessant, Gottesdienst von der anderen Seite zu sehen“. Lehrerin Lynn Pfeiffer meint: „Junge Leute in Gottesdienste einzubinden, Dinge auch mal anders zu denken – das fand ich sehr bereichernd.“

Schüler*innen sollen sich gut aufgehoben fühlen

Frau mit kurzen braunen Haaren und Brille, in einer blauen Bluse, lächelt vor einem blauen Hintergrund.

Setzt sich für eine klare evangelische Erkennbarkeit im Schulalltag ein: Schulleiterin Dr. Gabriele Obst.

Das evangelische Profil prägt das gesamte Schulleben – Andachten in der Mensa gehören zum Alltag, jede Klasse führt ihr eigenes Gebetsbuch. „Am Anfang war’s ungewohnt“, sagt Neuntklässler Noah, „aber inzwischen ist es Routine – eine gute, weil man kurz zur Ruhe kommt.“ Jesper, sein Mitschüler, findet: „Es ist hier wie in einer Familie. Du bist nie allein.“ Lehrerin Hilke de Vries bringt es auf den Punkt: „Wir sind keine Lernfabrik. Es geht darum, dass Schüler sich gut aufgehoben fühlen.“ Kein Wunder, dass der Run auf die Evangelische Schule Nordhorn ungemindert stark ist. Schulleiterin Obst: „Wenn wir nicht an die Dreizügigkeit gebunden wären, könnten wir noch gut dreißig Fünftklässler mehr aufnehmen.“

Info

Fahrräder parken vor einer Backsteinschule mit Schülern und Bäumen; auf dem Schild steht "Evangelisches Gymnasium Nordhorn".

Die Niederlande sind nah: Viele Schüler*innen kommen mit den Fietsen zur Schule.

Das Evangelische Gymnasium Nordhorn in Niedersachsen ist in Trägerschaft des Evangelischen Schulwerks. 2021 bekam die Schule wegen seiner innovativen Digitalstrategie in der Corona-Zeit den Deutschen Schulpreis verliehen. Im Evangelischen Gymnasium Nordhorn lernen derzeit 764 Schüler*innen. Verantwortungsbasiertes Lernen mit diversen Projekten gehört ebenso zu den Schwerpunkten wie Sportförderung, Musik und der Bereich MINT – hier zählt das Gymnasium zum nationalen MINT-Excellence-Netzwerk wegen seines ausgeprägten Profils in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT).

Die Evangelische Schulstiftung in der EKD (ESS EKD) hat das Evangelische Gymnasium Nordhorn in mehreren Bereichen gefördert, unter anderen beim Projekt Gottesdienstlots*innen und mit zwei größeren Fördersummen für Integration im Schulalltag. Beim Jubiläum der ESS EKD im November 2024 beteiligte sich das Evangelische Gymnasium Nordhorn mit einem eindrucksvollen Filmbeitrag.

Text und Fotos: Christiane Bertelsmann, Martin Kirchner

https://www.evangelisches-gymnasium-nordhorn.de

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