Mädchen in paillettenbesetzten Kostümen tanzen auf der Bühne vor einer Kulisse mit Geldmotiven. Foto: Hessisches Staatstheater Wiesbaden

Ob Musical im Staatstheater, Unterricht mit Hunden oder eine Schafherde als Lernbegleiter – am Campus Klarenthal wird Bildung lebendig. Hier wachsen Kinder und Jugendliche durch Kreativität, Verantwortung und Lernen mit allen Sinnen über sich hinaus. Ein Schulbesuch von Christina Flemming.

Theaterfieber trifft Tierliebe

Zwei Personen in farbenfrohen Kostümen treten auf der Bühne auf, sie tragen farbenfrohe Gewänder und gefiederte Kopfbedeckungen.

Tausendundeine Nacht: Schon bei unserer Jubiläumsfeier begeisterte der Campus Klarenthal mit Auszügen aus „Call me Al“. Foto: Hessisches Staatstheater Wiesbaden

Ende letzten Jahres durfte unser Team in den Genuss von Tausendundeiner Nacht kommen. Der Musical-Club des Campus Klarenthal führte Auszüge aus seinem Schülermusical „Call me Al“ zu unserem 30-jährigen Jubiläum in der Marktkirche in Hannover auf. Begeisterung und Vorfreude auf das fertige Stück waren groß und so folgte ich der Einladung nach Wiesbaden zu den Schultheatertagen des Staatstheaters. Gänsehautfeeling pur: Die moderne Aladdin-Inszenierung begeisterte dort das Publikum durch großartigen Gesang, Tanz und wahrhaftige Schauspielkünste. „Unsere 7.-Klässlerin Lia war in ihrer Rolle als „Genie“ an Power und Rollenkomik nicht zu überbieten!“, freut sich Tami Jantzi, Leiterin des Musical-Clubs am Campus Klarenthal. Und wenn zum Abschluss der ausverkaufte Theatersaal durch hunderte Handylichter erleuchtet wird… Das sind diese kleinen Momente, die bleiben.

Darf ich vorstellen: Mia, Balou, Percy & Co.

Golden Retriever und schwarzer Labrador mit blauem Halstuch liegen im Gras und schauen nach oben.

Wenn Balou (rechts) zur „Arbeit“ geht, bekommt er immer ganz viele Streicheleinheiten. Foto: Campus Klarenthal

Der nächste Morgen, 8.00 Uhr in der Früh. Ich werde auf dem Campus von Balou begrüßt. Balou ist ein gutmütiger, schwarzer Labrador und ich bin sofort bestens gelaunt und eingestimmt für meinen Besuch. Denn tiergestützte Pädagogik gehört zur Lernphilosophie der Schule. Akzeptanz und Nähe ohne (Be-)Wertung: Tiere üben einen hohen Motivationscharakter auf Kinder und Jugendliche aus. Die Kinder lernen durch und mit den Tieren, sich besser zu konzentrieren. Nehmen wir zum Beispiel Balou – er begleitet neben sieben weiteren Schulhunden tageweise den Unterricht, baut Ängste bei den Kindern ab und steigert das Selbstwertgefühl. Rückmeldungen zeigen, dass die Schüler*innen an „Hundetagen“ besonders gern und motiviert zur Schule kommen. Was will man mehr?

Die anderen tierischen Mitarbeitenden

Ein Imker in weißer Kleidung hält einen mit Bienen besetzten Wabenrahmen in der Nähe von Bienenstöcken im Freien.

Keine Berührungsängste: Die Projektarbeit mit einem Bienenvolk ist bei den Schüler*innen sehr beliebt.

Dass tiergestützte Pädagogik eine wichtige Rolle spielt, erkennt man an der Schar der tierischen Mitarbeitenden. So bereichern neben den Schulhunden zwei Dutzend Hühner das Campusbild – jedes mit einem unverwechselbaren Charakter, wie ich bei meiner Campusführung mit Marta Stegemann, Klassenleitung Jahrgang 6, kennenlernen durfte. Und neben Bienen, Pferden und Eseln stehen seit dem Sommer 2024 auch Schafe auf dem Stundenplan. Richtig – auf dem Stundenplan! Denn mit dem Projekt „Ein Schaf kommt selten allein“ zog gleich eine ganze Schafherde auf den Campus, die seitdem als Draußen-Lernort dient. Das Besondere: Die Schüler*innen übernehmen in benoteten Projektgruppen wechselnde Patenschaften an den verschiedenen Tieren und somit eine ganze Menge Verantwortung.

Mehr als nur Theorie

Zwei Kinder pflanzen in einem Garten mit mit Schnüren markierten Reihen; andere arbeiten in der Nähe unter bewölktem Himmel.

Ärmel hochkrempeln und los geht’s beim Projekt „Ackern for future“.

Damit wird die Schule ihrem Grundsatz nach „Lernen mit allen Sinnen“ gerecht. Sie stellt nicht nur das Lernen, sondern auch das Tun und Begreifen ins Zentrum. Die Schüler*innen bekommen am Campus die Möglichkeit auf ein umfassendes Bildungsangebot. Sie machen in vielfältigen Projekten ganz praktische Erfahrungen, lernen kreativ zu denken und all ihre Sinne mit einzubeziehen.

Lernen und Leben durch persönliches Wachstum

Eine Frau hält einen Vortrag vor Schülern in einem modernen Klassenzimmer; die Folie zeigt "Wie die Gesellschaft die Frauen sah" und ein historisches Foto.

Der offene Coworking Space der Oberstufe spiegelt die moderne Lernphilosophie am Campus wieder.

Bei meinem Rundgang mit Martha hat mich die Gestaltung der Gymnasialen Oberstufe sehr beeindruckt: Hier wird sichtbar, wieviel Vertrauen, Freiheit und Eigenständigkeit die Schule ihren Schüler*innen beim Lernen entgegenbringt. Die Philosophie dahinter beruht auf dem Spannungsfeld zwischen den gesetzlichen Anforderungen wie Stundenplan oder Pflichtfächern und Freiheiten in der Unterrichtsgestaltung. „Bei uns sind die Lehrkräfte der Oberstufe Lernbegleiter, die die Schüler*innen bei ihrer Selbstorganisation unterstützen. Autorität hat hier ausgedient“, so Martha Stegemann. Das Ergebnis: Schüler*innen, die Verantwortung übernehmen und mit Freude wachsen.

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