Anfang Juli schrieben wir unser Projekt „KI-Strategie für Schulen in evangelischer Trägerschaft“ aus. Die Resonanz war überwältigend: Mehr als 40 evangelische Schulen mit den verschiedensten Schulformen bewarben sich innerhalb weniger Tage um einen Platz, weitere Schulen meldeten sich noch über den Bewerbungsschluss hinaus. Ausgewählt wurden acht Schulen, die das Spektrum evangelischer Schulen dokumentieren – eine besondere Gewichtung liegt im Bereich weiterführende bzw. berufsbildende Schulen. Somit sind in dem Projekt mit Beginn am 1. November 2024 Schulen aus acht Bundesländern, sieben Landeskirchen und mit fünf verschiedenen Schulformen sowie acht Trägerstrukturen vertreten.
Den aktuellen Zeitgeist getroffen
Das große Interesse über alle Schulformen hinweg zeigt uns, dass wir mit dem Projekt „KI-Strategie für Schulen in evangelischer Trägerschaft“ den aktuellen Zeitgeist im evangelischen Schulwesen getroffen haben. Reagieren wir mit dem Projekt doch auf die Herausforderungen, die auf Schulen durch die technischen Innovationen und Entwicklungen im Bereich Digitalität und KI einwirken. Wir möchten evangelische Schulen auf einem individuellen Weg begleiten, einen zielgerichteten und bedarfsorientierten Umgang mit KI in den Schulen zu etablieren. Ab November arbeiten die teilnehmenden Schulen 15 Monate lang rein digital an Herausforderungen und Chancen von KI für ihre Schulentwicklung auf drei Ebenen. Sie erhalten ein monatliches Mentoring und haben Zugang zu regelmäßigen Impulsvorträgen von Expert*innen aus Wissenschaft und Praxis zu KI-relevanten Themen wie Deep Fakes, Ethischen Anforderungen sowie KI und Inklusion. Vertiefend arbeiten sie in Kleingruppen in sogenannten „Werkstattrunden“ zu ihren eigenen Themen zusammen.
Fachtagung als Ideengeberin für die „KI-Strategie“
Chancen und Herausforderungen von Künstlicher Intelligenz für eine inklusiv gedachte Schullandschaft: Das Thema unserer Fachtagung „Inklusion und KI“ beschäftigte Mitte März rund 120 Teilnehmende. Zwei Tage lang diskutierten wir in Berlin mit Fachexpert*innen aus Forschung und Praxis sowie Schüler*innen zweier evangelischer Schulen über KI-gestützte Technik in Schulen mit besonderem Blick auf Inklusion. Zahlreiche Ideen, Themen und Anregungen der Teilnehmenden flossen anschließend in das Folgevorhaben „KI-Strategie für Schulen in evangelischer Trägerschaft“ ein. So konnten wir einige der namhaften Expert*innen der Fachtagung für insgesamt elf digitale Impulsvorträge zu ethischen, theologischen, wissenschaftlichen und pädagogischen Ansätzen einer KI-Strategie für evangelische Schulen begeistern. Sie werden in den kommenden Monaten eng mit den Schulen zu Themen wie KI im Schulalltag, KI als Herausforderung für das Evangelischsein, Deepfakes & Datenschutz oder die Notwendigkeit einer neuen Prüfungskultur arbeiten.
Die teilnehmenden Schulen
Ausgewählt wurden acht Schulen, die das Spektrum evangelischer Schulen dokumentieren: Das Evangelische Gymnasium am Dom zu Brandenburg, das Evangelische Gymnasium Lernwelten Großdeuben, das Evangelische Schulzentrum Martinschule Greifswald, das Evangelische Schulzentrum Michelbach, das Friedrich v. Bodelschwingh Berufskolleg Bielefeld, das IBAF Pflege-Schulungszentrum Norderstedt, die Karl-Preising-Schule Bad Arolsen und die Wilhelm-Löhe-Schule Nürnberg. Somit sind in dem Projekt mit Beginn am 1. November 2024 Schulen aus acht Bundesländern, sieben Landeskirchen und mit fünf verschiedenen Schulformen sowie acht Trägerstrukturen vertreten.
Evangelisches Gymnasium Lernwelten Großdeuben
Das Gymnasium zeichnet sich durch ein mehrheitlich junges Kollegium aus, welches Schule als Bildungseinrichtung weiterdenkt und regelmäßig mit freien Konzepten agiert. Die Lernwelten bezeichnen sich selbst als „Duz“-Schule und alle Schüler*innen arbeiten mit Tablets. Schon jetzt fühlt sich die Schule durch das Thema KI stark in ihrem täglichen Handeln beeinflusst, was perspektivisch innerhalb der nächsten drei Jahre noch deutlich zunehmen wird.
Evangelisches Gymnasium am Dom zu Brandenburg
Die evangelische Schule mit rund 400 internationalen Schüler*innen hat ein musisch-sprachliches Profil. Ergänzt wird dies durch einen starken Nachhaltigkeitsanspruch. So bewirtschaftet die Schule in Schülerfirmen zwei Weinberge und ist digital gut ausgestattet. Das Gymnasium erhofft sich von der Teilnahme an dem Projekt „KI-Strategie für Schulen in evangelischer Trägerschaft“ vor allem einen Regelkatalog zum Umgang mit KI. Chancen von KI sieht die Schule insbesondere in individuellen Lernarrangements sowie einer Veränderung der Prüfungskultur und des Unterrichtssettings.
Evangelisches Schulzentrum Martinschule Greifswald
Evangelisch, weltoffen, inklusiv, reformpädagogisch und ganztägig: So lautet das Konzept der Martinschule. Das Besondere in Greifswald: Die Schule hat bereits eine grundlegende Handlungsanweisung zum Umgang mit KI entwickelt. Erste Konzeptansätze haben Lernende und Lehrende in einer AG und gemeinsamen Projekttagen begonnen. Von der Teilnahme an unserem Projekt erhofft sich die Martinschule fundierte Hilfe bei der Weiterentwicklung ihres Konzepts.
Evangelisches Schulzentrum Michelbach
Zum inklusiven Selbstverständnis der Schule gehört eine enge Zusammenarbeit mit dem privaten sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum „Sonnenhofschule“. Das Zentrum hat am Standort Michelbach drei Außenklassen, die nach einem eigenen Bildungsplan mit jeweils einer Klasse des Evangelischen Schulzentrums kooperieren. Gerade in diesem Bereich spielt die Digitalisierung bei der Lernunterstützung eine wichtige Rolle.
Friedrich v. Bodelschwingh Berufskolleg Bielefeld
Das Berufskolleg in Bielefeld bildet 1.300 junge Menschen zum/zur Sozialassistent*in oder Kinderpfleger*in aus. Sie ist eine Fachoberschule für Gesundheit und Soziales, ein berufliches Gymnasium für Gesundheit und Pädagogik sowie eine Fachschule für Sozialpädagogik, Heilerziehungspflege und Heilpädagogik. Derzeit erproben einzelne Kolleg*innen den Umgang mit KI in ihrem Unterricht. Das Berufskolleg erhofft sich von der Teilnahme am Projekt „KI-Strategie für Schulen in evangelischer Trägerschaft“ konkret ein durchgängiges Konzept für die gesamte Schule, das je nach Bildungsgang spezifisch ausformuliert wird. Das Kollegium und die Schülerschaft möchten KI-Tools erlernen und zu einem kritischen Umgang mit KI finden.
IBAF Pflege-Schulungszentrum Norderstedt
Die staatlich anerkannte Pflegeschule in Schleswig-Holstein sieht für sich als konkrete Handlungsnotwendigkeit im Kontext von KI einen Abbau von Zugangsbarrieren für Auszubildende mit Deutsch als Zweitsprache. Hier kann konkret die automatisierte Transformation von Texten in „einfache Sprache“ zum Einsatz kommen. Gleichzeitig sieht das Schulungszentrum eine Notwendigkeit für sich, Lehrpersonen mithilfe von Chatbots bei der Unterrichtsplanung oder Klausurenerstellung zu entlasten.
Karl-Preising-Schule Bad Arolsen
Die Karl-Preising-Schule ist eine Förderschule für die Förderschwerpunkte emotionale/soziale, körperlich/motorische Entwicklung und Sprache. Auf Grundlage christlicher Werte möchte die Schule individuelle Entwicklung unterstützen und ihre Schüler*innen auf die gesellschaftliche wie berufliche Zukunft vorbereiten. Die Förderschule möchte sich mit KI auseinandersetzen, da sie eine Schlüsseltechnologie der Zukunft ist. Evangelische Schulen müssen sich aktuellen gesellschaftlichen Themen widmen, um mündige Schüler*innen entwickeln zu können.
Wilhelm-Löhe-Schule Nürnberg
An der Evangelischen Kooperativen Gesamtschule arbeiten fünf Schularten unter einem Dach zusammen: Grundschule, Mittelschule, Realschule, Gymnasium und Fachoberschule. Als Handlungsnotwendigkeit im Kontext von KI sieht die Schule insbesondere Fortbildungen von Lehrkräften, ein Datenschutzkonzept sowie das Überdenken von bisherigen Prüfungsformaten. Zudem erhofft sich die Gesamtschule von ihrer Teilnahme an unserem Projekt eine intensive Vernetzung mit anderen Schulen in evangelischer Trägerschaft zu diesen Themen.
Ergebnisse teilen
Im Zuge des Projekts „KI-Strategie für Schulen in evangelischer Trägerschaft“ wird auch die Idee der Open Educational Resources (OER) aktiv mitgedacht. Wir möchten den Wandel des schulischen Selbstverständnisses hin zu einer „Kultur des Teilens“ unterstützen. Entsprechend sollen nach Möglichkeit Materialien, die bei der gemeinsamen Arbeit entstehen, für eine weitere Nutzung durch andere Schulen als OER aufbereitet und zur Verfügung gestellt werden. Die Evangelische Schulstiftung in der EKD versteht das als Ansporn für ein Mehr an Offenheit in der Kommunikation zwischen Menschen, die sich für Schule und Bildung engagieren. Das Projekt schafft damit einen Mehrwert für andere evangelische Schulen und steigert das Bewusstsein für diese neue Form des Wissensaustausches und -transfers.
Dafür haben wir uns Expertisen im Bereich Bildung, Schulentwicklung und Digitalität mit ins Boot geholt: Die Evangelische Hochschule Berlin, das Comenius Institut, das Fraunhofer IAIS sowie die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD). Die EKD unterstützt das Projekt im Rahmen ihres Digitalinnovationsfonds auch finanziell.