Porträt Evangelische Zinzendorf-Oberschule Herrnhut: Ein Schulgottesdienst.

Der Aufbau der Evangelischen Zinzendorf-Oberschule Herrnhut wurde von der Evangelischen Schulstiftung in der EKD für die Schuljahre 2017/2018 und 2018/2019 gefördert. Hier berichtet die Schule sehr detailliert und mit großem Engagement über Ihre Erfahrungen mit der Neugründung und der damit verbundenen Förderung.

Über uns

Porträt Evangelische Zinzendorf-Oberschule Herrnhut: Das Gymnasium.

Der Neubau des Zinzendorf-Gymnasiums fügt sich sehr schön in das Stadtbild ein. Foto: Ev. Zinzendorfschulen Herrnhut

Die Evangelische Zinzendorf-Oberschule Herrnhut wurde von der Schulstiftung der Evangelischen
Brüder-Unität als zweite allgemeinbildende Schule im Ursprungsort der Brüdergemeine, in Herrnhut
gegründet und nahm im Schuljahr 2016/17 den Schulbetrieb auf. Elf Jahre eher, im Schuljahr 2005/2006, wurde in Herrnhut das Zinzendorf-Gymnasium gegründet, welches 2006 auf die Schulstiftung der Evangelischen Brüder-Unität übertragen wurde. Die Schulstiftung konnte damit in Herrnhut an die jahrelange Tradition der schulischen Bildungs- und Erziehungsarbeit der Evangelischen Brüder-Unität anknüpfen und baute das Zinzendorf-Gymnasium in den Folgejahren zu einem zweizügigen Gymnasium auf.

Wir sind dankbar, dass die Entwicklung der Schule in den vergangenen 16 Jahren von sehr vielen Menschen und Institutionen finanziell, gedanklich, ideell und im Gebet begleitet wurde. Heute lernen in den Zinzendorfschulen Herrnhut über 500 Schüler/innen und die Schulstiftung ist Arbeitgeber für über 70 Mitarbeiter/innen.

Entwicklungszustand der Schule im Förderzeitraum

Schülerzahl

Im Schuljahr 2016/17 wurde in der Zinzendorf-Oberschule die erste fünfte Klasse eingeschult. Innerhalb der gesetzlichen Wartefrist (zu diesem Zeitpunkt 3 Jahre) wird die Schule „langsam“ aufgebaut, d.h. jedes Jahr wird eine neue fünfte Klasse eingeschult. Da derzeit geplant ist, die Oberschule nur einzügig zu führen, ist der Vollausbau im Schuljahr 2021/22 erreicht.

Gebäude

Bis zum Februar 2019 nutzten die Zinzendorfschulen das alte Schulhaus „TYP Dresden“. Dieses Schulgebäude wurde der Schulstiftung 2008 von der Stadt Herrnhut für die Nutzung durch das Zinzendorf-Gymnasium übertragen. Bereits 2012 begannen die Untersuchungen, ob das Gebäude saniert werden kann. Mit der Gründung einer Oberschule wuchsen die Zinzendorfschulen schnell an. Mit den stetig wachsenden Schülerzahlen stieg auch der räumliche Bedarf. Der 1972/1973 eilig errichtete Plattenbau entsprach zudem nicht mehr den aktuellen energetischen Anforderungen. Auch wäre das Schulkonzept der Zinzendorfschulen in den Räumen des alten Schulhauses nicht mehr umsetzbar.

Bereits 2013 begannen die ersten Pläne für einen neuen Schulcampus auf dem Gelände der alten Schule. Schon frühzeitig haben die Planer neben Behörden und Denkmalpflegern auch die zukünftigen Nutzer in Workshops eingebunden. Schließlich sind es die Schüler/innen und Mitarbeiter/innen der Zinzendorfschulen, die sich in den neuen Gebäuden und auf dem neuen Campus wohl fühlen sollen.

Ganz im evangelischen Sinne konnten dank einer EU-Förderung die Planungen und letztlich auch die Baumaßnahme unter höchsten Nachhaltigkeitsaspekten erfolgen. Im Rahmen des „Bewertungssystems für Nachhaltiges Bauen“ (kurz auch „BNB“ genannt) ist die höchste Bewertungsstufe – BNB-Gold – angestrebt. Obwohl der Schulcampus erst zum Teil fertig gestellt ist, wurde für das Schulhaus die BNBGold- Zertifizierung bereits erteilt. Damit werden nicht nur neue Standards im Bauen gesetzt – das neue Schulhaus erhält auch bundesweite Beachtung. So hat z.B. der Verein Stadtbild Deutschland e.V. in seiner jährlich stattfindenden Mitgliederbefragung aus einer Auswahl herausragender Neubauten unseren Schulneubau ausgewählt und zum „Gebäude des Jahres 2019“ ernannt. Unser neues Schulhaus sieht der Verein nicht nur als Bereicherung für die Kleinstadt Herrnhut an, sondern auch als Vorbild für öffentliches Bauen in der ganzen Bundesrepublik allgemein.

Porträt Evangelische Zinzendorf-Oberschule Herrnhut: Rückbau des alten Schulhauses in der Bauphase.

Abriss des in den 1970er Jahren entstandenen Plattenbaus. Foto: Ev. Zinzendorfschulen Herrnhut

Im Februar 2019 konnten beide Schulen in das fertig gestellte Gebäude des Zinzendorf-Gymnasiums einziehen. Ein weiteres Schulhaus, in welchem dann die Klassenzimmer für die Oberschule untergebracht sein werden, wird in Kürze von der Stadt Herrnhut gekauft. Die Sanierung erfolgt in Eigenleistung. Das Prinzip Nachhaltigkeit soll auch für dieses Haus wichtiges und wegweisendes sein. Bis dahin stehen im Neubau des Zinzendorf-Gymnasiums Klassenzimmer für die Oberschule zur Verfügung. Fachkabinette und Funktionsräume (z.B. für Biologie, Chemie, Physik, Informatik, Kunst und Musik) werden von beiden Schulen gemeinsam genutzt. Für die Umsetzung der selbstorganisierten Lernzeit „Bist du fit?“ ist die Nähe der Klassenräume zueinander sehr vorteilhaft. Für jeden der Räume gilt ein Arbeitsschwerpunkt (stilles Zimmer, Gruppenarbeitsraum und Raum mit besonderen Angeboten). Die Begleitung der Klassen wird durch Pädagogische Mitarbeiter/innen unterstützt.

Die Ausstattung der Schule ermöglicht in allen Klassen und Fachräumen vielfältige Unterrichtsformen. Um ein methodisch flexibles Lernen während der 90-minütigen-Sequenzen zu ermöglichen, sind die Sitzmöbel flexibel, so dass sie für unterschiedliche Lernarrangements umgestellt werden können. Beide Schulen sollen demnächst stärker für digitales Lernen ausgestattet werden. Es ist unser Ziel, dass im Schuljahr 2021/22 alle Schüler/innen und Kolleg/innen ein eigenes IPad verfügen und zukünftig in allen Bereichen der Schulgebäude und später auch auf dem Schulgelände vernetzt arbeiten können. Um die Verbindung zur weltweiten Brüder-Unität lebendig zu gestalten, tragen die Unterrichtsräume im Schulhaus Namen von Brüdergemeinorten. Täglich begegnet uns auf diese Weise ein Stück der Welt. Inspirierend für Schüler/innen und Lehrer/innen, diese Orte genauer kennenzulernen und eine Verbundenheit zwischen uns und ihnen auch im Unterrichtsprozess herzustellen. Vervollständigt wird der Schulcampus durch eine neue Sporthalle. Diese wird ebenfalls unter „BNBPrämissen“ geplant und gebaut. Diese wird nach Fertigstellung auch für beide Schulen nutzbar sein. Es ist außerdem möglich, die städtische Sporthalle zu nutzen, so dass bei benötigter Kapazität und vor allem auch während der Bauzeit nicht auf Sportunterricht verzichtet werden muss. Im letzten Schritt sollen die Sport- und Außenanlagen fertig gestellt werden.

Darstellung von zentralen Entwicklungsprozessen im bisherigen Förderzeitraum

Konzeptionelle und strukturelle Entwicklungen

In den zurückliegenden vier Schuljahren ist es uns immer besser gelungen, die explizit für die Zinzendorf- Oberschule formulierten Ziele, nämlich die Schüler/innen zu selbständigen, verantwortungsbewussten und die alltäglichen Herausforderungen des Lebens meisternden Menschen zu entwickeln, umzusetzen. Dabei fanden und finden die Vorschriften zur jeweils aktuell gültigen Schulordnung, die geltenden sächsischen Lehrpläne inklusive der Stundentafel Anwendung.

Eine Besonderheit unserer Oberschule ist der verpflichtende Evangelische Religionsunterricht für unsere Schüler/innen. Der Religionsunterricht findet von Beginn an positiven Zuspruch und stellt ein wichtiges Bindeglied in unserer täglichen Erziehungsarbeit aus dem christlichen Glauben heraus dar. Wöchentliche Andachten, Schulgottesdienste und/oder Veranstaltungen mit der Kirchgemeinde werden mit der Schulgemeinschaft begangen. Unser „Schulpfarramt“ berät und gestaltet in enger Zusammenarbeit mit kirchlichen Partnern Feste und Feierlichkeiten für den Schulalltag. Die Identifikationsmöglichkeiten mit Schule, soziale Begegnung, verantwortungsvolles Miteinander und aktive Mitbestimmung sind hierbei in besonderem hohe Maß gegeben und leisten einen wesentlichen Beitrag bei der Umsetzung eines unserer Arbeitsschwerpunkte – der Förderung diakonischen, sozialen und gesellschaftlichen Handelns.

Bereits ab Klasse 5 wird im Zinzendorf-Gymnasium eine zweite Fremdsprache unterrichtet. Um den Oberschüler/innen einen späteren Wechsel an das Gymnasium zu ermöglichen, wird in der Oberschule auch ab der Klasse 5 Tschechisch als Wahlfach angeboten. Dies hat sich in den letzten Jahren gut bewährt, sodass wir an dieser konzeptionellen Besonderheit festhalten werden.

In der 5. und 6. Klasse sollen in Oberschule und Gymnasium zusätzliche Sportstunden angeboten werden. Dies wird nicht nur dem Bewegungsdrang der jüngeren Schüler/innen gerecht sondern soll zum Zweck der motorischen Entwicklung, der Gesundheitsförderung, der Rhythmisierung des Schulalltags und zur Entfaltung des natürlichen Bewegungsdranges unserer Schüler/innen fortgeführt werden. Allerdings konnten die Zusatzstunden in den letzten beiden Schuljahren lehrerbedingt nicht konstant angeboten werden. Ein Ausgleich wurde über zusätzliche Ganztagsangebote geschaffen.

Ab Klassenstufe 7 werden die Real- und Hauptschüler/innen weiterhin gemeinsam im Klassenverband unterrichtet und nicht in einzelne Gruppen getrennt (so wie es die Sächsische Schulordnung vorsieht; der gemeinsame Unterricht soll eher die Ausnahme bilden). Ein schuleigenes Differenzierungskonzept ermöglicht diese Ausnahme. Im aktuellen Schuljahr gibt es an Oberschule lediglich einen Hauptschüler in der Klassenstufe 9. Er erhält in allen Differenzierungsfächern Einzelunterricht, jeweils mit halber Stundenzahl. Die anderen Unterrichtseinheiten lernt er weiterhin gemeinsam mit Realschüler/innen im Klassenverband, was ihm nach einem bestandenen qualifizierenden Hauptschulabschluss den Übergang in die Klasse 10 erleichtern könnte.

Mit unserem Konzept der Binnendifferenzierung in den Jahrgangsstufen 7 und 8 haben wir bisher sehr gute Erfahrungen sammeln können, sodass wir für die kommenden Jahre daran festhalten werden. Zusätzlich zu dieser – im Unterricht der Kernfächer stattfindenden – Differenzierung nach unterschiedlichen Bildungsgängen findet eine spezielle Förderung auch über die verschiedenen Ganztagsangebote statt.

Porträt Evangelische Zinzendorf-Oberschule Herrnhut: Chor der 5. Klassen.

Musikalisch: Der Chor der 5. Klassen der Ev. Zinzendorf-Oberschule Herrnhut. Foto: Ev. Zinzendorfschulen Herrnhut

Im Bereich Ganztagsangebote konnten wir unser Konzept stets ausbauen und stabilisieren. Die Angebotspalette wurde auf die vielfältigen Interessengebiete unserer Schüler/innen ausgedehnt. So konnten wir im musisch-künstlerischen Bereich die Zusammenarbeit mit außerschulischen Kooperationspartnern sogar immens erweitert. Zukünftig ist angestrebt, die teilweise gebundene Form der Ganztagsschule beizubehalten, um möglichst alle Schüler/innen ihren individuellen Fähigkeiten, Fertigkeiten, Wünschen und Interessen entsprechend fördern und fordern zu können. Das Konzept “Berufsorientierung und Praxisnähe“ können wir für die Klassenstufen 6 bis 8 als zielführend und gewinnbringend beurteilen. Die Zusammenarbeit mit regionalen Unternehmen und Einrichtungen intensiviert sich und steigt mit zunehmenden Schülerzahlen.

Immens hilfreich und sehr wertvoll ist dabei die Arbeit der Praxisberaterin. In Kooperation mit der Zittauer Bildungsgesellschaft konnte 2019 eine zusätzliche Vollzeitstelle für eine Praxisberaterin an der Zinzendorf- Oberschule eingerichtet werden. Neben der Beratungstätigkeit sind die Durchführung der Potenzialanalyse sowie Berufsfelderkundungen schon jetzt ein wesentlicher Baustein in unserem Konzept zur Berufsorientierung, sodass wir in jedem Fall daran festhalten werden.

Die pädagogische Relevanz unserer Oberschule lässt sich am Sächsischen Lehrplan einfach zeigen. Neben fachlichen Inhalten liegt immer wieder und vollkommen zu Recht das Augenmerk auf den Kompetenzerwerb der Lernenden. Dabei geht es neben wissenschaftlich-methodischen Fähigkeiten auch um sogenannte Soft Skills. Dafür notwendig sind differenzierte Lernangebote die Kognition und Emotion miteinander in Verbindung setzen. Weiter tragen auch unterschiedliche Kooperationsformen zum Gelingen bei. Durch inhaltlich-fachliches, methodisch-strategisches, sozial-kommunikatives und affektives Lernen werden Grundlagen für ein anwendungsbereites und intelligentes Wissen gelegt. Effektivität und Effizienz unserer inhaltlichen und strukturellen Ausgestaltung lassen sich abschließend
erst dann evaluieren, wenn wir nach erfolgreichem Abschluss und Beendigung der Oberschule unseren
ersten Schülerjahrgang in den beruflichen Alltag entlassen werden.

Kommunale Kooperationen und Öffentlichkeitsarbeit

Schule muss heutzutage mehr denn je als organisatorische Einheit gesehen werden. Sie ist für die Erfüllung des Lehrplanes, immer stärker aber auch für die pädagogischen Angebote und Aktivitäten für die Schüler/innen bezüglich ihrer beruflichen Perspektiven verantwortlich. Die Begegnungen unserer Oberschüler/innen in den vielfältigen praktischen Erfahrungsräumen bauen Berührungsängste ab, schaffen neue Lern– und Erfahrungsräume und stärken somit den Bezug zu unserer Heimat. Im Konsens nehmen wir Bildungsverantwortung für die Gesellschaft wahr. Außerschulische Lernorte, die Kooperation mit unseren externen Partnern sowie die Zusammenarbeit mit Lehrkräften und Kolleg/innen anderer Schulen und Schulformen erweitern den Blickwinkel der Schüler/innen und sorgen dafür, dass die oben genannten Ziele erreicht werden können.

Hier einige Beispiele:

  • Herrnhuter Brüdergemeine
  • Johann Amos Comenius Förderschule
  • Anna-Nitzschmann Pflegeheim
  • Christliches Hospiz Sachsen gGmbH
  • Herrnhuter Diakonie
  • Diakonisches Werk Löbau-Zittau gGmbH
  • Evang.-diakonische Grundschule Löbau
  • Stadt Herrnhut
  • Kindertagesstätten in Herrnhut, und Orten der näheren Umgebung
  • Herrnhuter Sterne GmbH
  • Kirchen und Kirchgemeinden der näheren Umgebung
  • Museen und kulturelle Einrichtungen
  • öffentliche Einrichtungen und Unternehmen im Einzugsgebiet

Unsere Evangelische Oberschule wird nach außen reflektiert als Ort, in dem Schüler/innen und Mitarbeiter/innen geschätzt und respektiert werden. Bildung soll lebenstüchtig machen. Lernstoffe und Fähigkeiten sollen nicht nur vermittelt, sondern auch geordnet, gewertet und angewandt werden. Die Zinzendorf-Oberschule nimmt alle Schüler/innen in ihrer Entwicklung und mit ihrer Weltanschauung ernst.

Die Unterstützung durch die umliegenden Kirchgemeinden nehmen wir als Quelle verlässlicher Ermutigung wahr, jedoch wünschten wir uns weitere Kooperationen und mehr Unterstützung in unserer Arbeit als evangelische Schule, denn unsere Schüler/innen sind das Potential der Zukunft. Schüler, die nicht nur den Unterrichtsstoff gelernt haben, verlassen unsere Schule, sie haben auch eine Gemeinschaft im Sinne des Evangeliums erlebt. Und hier steckt unser größtes Potenzial.

Die Zinzendorf-Oberschule und das Zinzendorf-Gymnasium treten nach außen als Evangelische Zinzendorfschulen auf und verfügen über die wichtigsten Kommunikationsmittel aus dem Print- und Onlinebereich. Dazu gehören Mappen, Roll-Ups, Flyer und Visitenkarten. Eine neue Schulbroschüre ist in Arbeit. Aktuell und regelmäßig gepflegt sind der Internetauftritt der Zinzendorfschulen sowie der Auftritt der Schulen in den sozialen Netzwerken bei Facebook und Instagram. Dieses breite Spektrum lässt es zu, dass Informationen zielgruppenorientiert gestreut werden können.

Im reellen Miteinander und auch auf virtuellen Plattformen zeigen wir als Schule Gesicht und bringen uns als Evangelische Einrichtung fair und streitbar ins Gespräch. Verlässliche, menschliche Beziehungen sind unsere Erfolgserlebnisse.

Zusammenarbeit mit ev. Schulstiftungen, Schulwerken oder anderen ev. Schulen

Porträt Evangelische Zinzendorf-Oberschule Herrnhut: Ein Praxisbeispiel.

In Projekten erarbeiten sich die Schüler*innen Praxis z.B. zum Thema Teamfähigkeit. Foto: Ev. Zinzendorfschulen Herrnhut

Evangelische Schulen sind ständig im Wandel. Die Entwicklung und Profilierung unserer Evangelischen Oberschule wird niemals abgeschlossen sein. Aufgaben und Verantwortung müssen für eine gute Zukunft klar definiert und im Blick behalten werden. Eine sehr enge Zusammenarbeit besteht mit der Schulstiftung der Evangelischen Landeskirche Sachsens. Mit dem Orientierungsrahmen der Evangelischen Schulen in der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens steht uns ein Instrument zur Verfügung, um das evangelisches Profil unserer Schulen weiter zu entwickeln und uns über gemeinsame Standards zu verständigen. Die Schulstiftung leistet dafür die fachliche Expertise. Dabei wird sowohl bedarfs- als auch bedürfnisorientiert reagiert und Entwicklungsprozesse werden professionell begleitet. Verschiedene Veranstaltungsformate (z.B. Netzwerkbildung zu Arbeits- Schwerpunkten, Fortbildungen, Intervision), die seitens der Schulstiftung angeboten werden, setzen unserem Schulentwicklungsprozess einen Rahmen.

In Kooperation mit drei weiteren Evangelischen Schulstiftungen (Ev. Schulstiftung in der EBKO, Ev. Schulstiftung EKM, Ev. Schulstiftung Bayern) wurden zum Beispiel zwei Lehrkräfte unserer Schulen zum Inklusionsbeauftragten ausgebildet. Die Teilnehmenden haben Grundlagen der Inklusionspädagogik, Diagnostik und inklusiver Didaktik erworben und sind ausgebildet worden, wie sie mit speziellen Lernbedürfnissen, gesonderten Leistungsbewertungen und der Gestaltung individueller Lernhilfen umgehen können. Die zum Inklusionsbeauftragten ausgebildeten Lehrkräfte fungieren als Multiplikatoren an unseren Schulen und treffen sich regelmäßig in Netzwerktreffen zum Erfahrungsaustausch und zur vertiefenden Weiterbildung.

Wichtige Unterstützung durch die Schulstiftung der Sächsischen Landeskirche und in der Zusammenarbeit mit den Evangelischen Schulen Sachsens erfahren wir derzeit bei der Umsetzung digitaler Prozesse. So wird seit vier Jahren an einer gemeinsamen umfassenden Schulsoftware gearbeitet. Die seit Anfang des Jahres eingeführte Schulcloud ebnet die Wege in der digitalen Kommunikation mit den Schüler/innen und Elternhäusern.

Schulspezifische Fragestellungen für Sachsen werden in der Regionalgruppe der Arbeitsgemeinschaft Schulen in Freier Trägerschaft beraten. Auch hier sind die Zinzendorfschulen im landesweiten und v.a. auch auf regionaler Ebene vernetzt und arbeiten an unterschiedlichen Themen- und Fragestellungen mit.

Selbstverständlich besteht auch unter den Schulen der Evangelischen Brüder-Unität eine enge Zusammenarbeit zwischen den Schulen der gemeinsamen Trägerschaft. In der AG Schulen der Herrnhuter Brüdergemeine werden z.B. die gemeinsamen Interessen der Zinzendorfschulen Herrnhut,
der Zinzendorfschulen Königsfeld und der Zinzendorfschulen Tossens beraten, es wird aber auch Kontakt mit den Schulen in Europa bzw. der Welt gehalten.

Seit Jahren besteht eine enge Zusammenarbeit mit der Johann-Amos-Comenius-Förderschule Herrnhut. Eine Arbeitsgruppe, zu welcher Lehrer/innen beider Schulen und die beiden Schulsozialarbeiter gehören, erfährt gute Unterstützung seitens der Schulleiter. Derzeit unterrichten zwei Lehrerinnen an beiden Schulen – Musik bzw. Kunst. Wegweisend und schön sind die Begegnungen zwischen den Schüler/innen und Mitarbeiter/innen, denn „Kennen lernen“ bedeutet auch, die Situation des Anderen zu erfassen. Projekte laufen im Miteinander – es wird auf Augenhöhe geplant, gearbeitet und gelernt.

Beispiele unserer Zusammenarbeit:

  • Schüleraustausch
  • Projektwochen
  • Unterstützung bei Sportfest und beim Schwimmwettkampf
  • gemeinsame Andachten, die von Schüler/innen vorbereitet werden
  • gemeinsame Gottesdienste im Herrnhuter Kirchsaal
  • jährlich ein Projekt in Kooperation mit dem IBZ St. Marienthal und der Hillerschen Villa

Oftmals empfinden es gerade die Förderschüler/innen sehr motivierend, mit Schüler/innen aus einer
anderen Schule gemeinsam zu lernen und zu sehen, dass auch diese sich bemühen müssen. Es entstehen
Freundschaften zwischen Schülern der verschiedenen Schulen – Stärken und Schwächen ergänzen sich.

Fort- und Weiterbildungen

Porträt Evangelische Zinzendorf-Oberschule Herrnhut: Das Streitschlichter-Team.

Haben ein wichtige Aufgabe an ihrer Schule: Das Team der ausgebildeten Streitschlichter. Foto: Ev. Zinzendorfschulen Herrnhut

Die Lehrertätigkeit ist eine anspruchsvolle Tätigkeit, die hohe fachliche und menschliche Anforderungen stellt. Die Aufgaben für Lehrer/innen sind in den letzten Jahren zunehmend umfassender und komplexer geworden. Lehrkräften bleibt daher gar nichts anderes übrig, als sich in neue bildungsrelevante Themen einzuarbeiten. Eine Lehrkraft ist beispielsweise täglich mit der Realität unterschiedlicher Lernausgangslagen konfrontiert. Es gehört einfach zur Professionalität des pädagogischen Personals, damit umgehen und darauf reagieren zu können. Entsprechend bilden sich die Lehrkräfte der Zinzendorfschulen regelmäßig ständig weiter. Lehrkräfte sollten erkennen, wie sehr sie auch mit manchmal kleinen Dingen für Veränderung bei ihren Schüler/innen sorgen können. Es bleibe ihnen heute gar nichts anderes übrig, als sich stets in neue bildungsrelevante Themen einzuarbeiten, meint der Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Frank Lipowsky. „Sich selbst als wirksam erfahren“ stellt für ihn den „Schlüssel für erfolgreiches Lernen dar.

Dabei nutzen wir die vielfältigen fachspezifischen Fortbildungsangebote des staatlichen Sächsischen Landesamtes für Schule und Bildung (LaSuB) wie auch die speziellen Weiterbildungen, die durch die evangelischen Schulstiftungen angeboten werden.

In den ersten Schuljahren des Oberschulaufbaus fokussierten sich die Kolleg/innen (die mehrheitlich dem Fachlehrerkollegium des bestehenden Zinzendorf-Gymnasiums entstammen), vorrangig auf Themen, bei denen die schulartspezifischen Besonderheiten der jeweiligen Fächer / -kombination im Mittelpunkt standen. Im Schuljahr 2019/20 waren die Weiterbildungen überwiegend auf die überarbeiteten Lehrpläne und die neue Stundentafel in Sachsens ausgerichtet. Lehrplanumsetzung, kompetenzorientierter Unterricht, Kompetenztests in der Jahrgangsstufe 8, die Teilleistungsschwächen Legasthenie und Dyskalkulie, Differenzierung, Leistungsermittlung und -bewertung, Methodentraining – Lernen lernen (als Angebot von Lions Quest) seien hier als Schwerpunkte beispielhaft erwähnt. Zu diesen Inhalten finden mittlerweile regelmäßige schulinterne Weiterbildungen im Schuljahresablauf für alle Kolleg/innen statt. Zudem sind Informationsveranstaltungen, Schulungen, Workshops zu den Themengebieten Inklusion und Integration, Demokratieerziehung, Umweltbildung/-erziehung, Medienkompetenz/-erziehung, Bildung für nachhaltige Entwicklung stärker in den Fokus gerückt.

Gute Erfahrungen konnten wir auch mit Weiterbildungs- bzw. Informationsveranstaltungen für Eltern sammeln. Auch hier reicht die Angebotspalette von schulspezifischen Problemfeldern wie Antriebslosigkeit oder Schulangst bei Kindern und Jugendlichen bis hin zu altersspezifischer Nutzung und Rechtssicherheit in der Nutzung moderner Medien, sozialer Netzwerke etc. Aufgrund aktueller Entwicklungstendenzen bzw. nach Bekanntwerden aktueller Fälle aus der Region haben wir in unsere Fortbildungssequenzen besonders in den letzten beiden Jahren als Schwerpunkte auch thematisch schwierige Problemfelder einbezogen, so z. B. Möglichkeiten der Prävention in und Umgang mit Mobbing, sexuellem Missbrauch, Kindeswohlgefährdung, Essstörungen u.a.

Speziell für die jüngeren und für neu eingestellte Kolleg/innen führen wir fortlaufend Weiterbildungen zum Datenschutz und Urheberrecht durch. Wir eine eigene Klasse übernommen, können schulinterne Weiterbildungen zur Rolle des Klassenleiters, zu Motivation und Deeskalation im Unterricht, zur Leitung und Führung von Elternabenden und Elterngesprächen besucht werden. Erfahrungen im Team weitergeben, über positive Erlebnisse berichten, Misserfolge vermeiden helfen, als starkes Team den Einzelnen zu stärken, die Gemeinschaft zu leben und dies in unserer Schulgemeinschaft Lehrer/innen, Schüler und Eltern miterleben zu lassen, sind Ziel solcher Veranstaltungen.

Gerade die voranschreitende Digitalisierung stellt die Schulgemeinschaft und insbesondere das Kollegium vor neue Herausforderungen. Deshalb ist dies u.a. ein Schwerpunkt unserer Fort- und Weiterbildung. Neue Kommunikationsmöglichkeiten mit unseren Kindern und Jugendlichen erschließen, um sie besser verstehen zu lernen, sie in ihrer realen Lebenswirklichkeit abzuholen und tagtäglich für das bisher Unbekannte, das noch zu Erforschende zu sensibilisieren – dafür lernen Lehrer/innen ein Leben lang.

Aufbau des evangelischen Profils im Förderzeitraum

Porträt Evangelische Zinzendorf-Oberschule Herrnhut: Der Schulgarten.

Wo kann man Schöpfung intensiver erleben, als im eigenen Schulgarten? Foto: Ev. Zinzendorfschulen Herrnhut

Die Zinzendorfschulen Herrnhut können von Schüler/innen unabhängig von ihrer religiösen Anschauung besucht werden. Voraussetzung ist jedoch die Zustimmung zur pädagogischen Schulkonzeption. Wie schon weiter oben ausgeführt, ist der Religionsunterricht für alle Schüler/innen der Evangelischen Zinzendorfschulen Herrnhut verpflichtendes Unterrichtsfach. Im Religionsunterricht setzen wir uns kreativ und tiefgründig mit unserer Lebenswelt auseinander und versuchen den Alltag vor dem Hintergrund des christlichen Weltbildes zu deuten und zu leben. Gemeinsam mit den Schüler/innen werden neben dem Grundlagenwissen über die Weltreligionen und ethische Themen auch aktuelle Fragestellungen kritisch erörtert und erarbeitet. Diese Grundlagen lassen die Schüler/innen bei der Mitgestaltung und Mitwirkung bei Andachten und Schulgottesdiensten einfließen. Durch diese Erfahrungen entwickeln und erhalten sie ein Gespür für christliches Handeln, welches ihnen selbst und der Schulgemeinschaft gut tut.

Nachweisbare Tätigkeiten der Steuergruppe im Förderzeitraum

Zum Aufbau des evangelischen Profils gehört aber neben dem Religionsunterricht weitaus mehr. Für die Gestaltung des evangelischen Profils, zur Unterstützung der Zusammenarbeit mit externen Partnern und v.a. auch für die interne Zusammenarbeit wurde vor mehreren Jahren unser Schulpfarramt gegründet. Das Schulpfarramt unterstützt die Gründungs- und Aufbauphase der Oberschule und verbindet Angebote für beide Schularten. Es kann als Steuergruppe für den Auf- und Ausbau des evangelischen Profils als das verantwortliche Gremium in den Zinzendorfschulen verstanden werden. Das Schulpfarramt ist als Teamgremium aufgebaut, neben ordinierten Pfarrer/innen gehören diakonische Mitarbeiter/innen und Religionslehrer/innen zum Team. Gemeinsam organisieren sie die wöchentlichen Andachten mit externen Partnern. Bereits im Zinzendorf-Gymnasium fanden wöchentliche Andachten, Schulgottesdienste und darüber hinaus verschiedene Veranstaltungen mit kirchlichen Kooperationspartnern statt. Mit Gründung der Oberschule wurden die bereits bestehenden Angebote für das Gymnasium evaluiert und geprüft, inwieweit diese für beide Schulen angeboten werden können.

Die wöchentlichen Andachten finden für beide Schulen gemeinsam statt, es wird allerdings altersmäßig unterschieden (Klasse 5-7/8 und Klasse 8/9-12). Für das Gemeinschaftsgefühl innerhalb der Schulen ist es uns wichtig, dass keine Trennung innerhalb der Schularten erfolgt. Seit etwa drei Jahren übernehmen die einzelnen Klassen mit Unterstützung des Schulpfarramtes bzw. der Religionslehrer/innen die eigenverantwortliche Ausgestaltung der Andachten. Auch bei Gottesdiensten kann eine Trennung innerhalb der Klassenstufen durchaus auch mal sinnvoll sein. Wichtig ist, dass die Gottesdienste inhaltlich / thematisch für die Klassenstufen aufbereitet werden. Nach Altersstufen getrennte Gottesdienste/Andachten fanden so z.B. in den Karwochen statt. Insgesamt ist aber ein Ziel, dass sich alle Klassenstufen in beiden Schularten den Gottesdiensten als Schulgemeinschaft erleben. Der Auf- und Ausbau der Oberschule wurde durch das Schulpfarramt mitbegleitet. Zusätzlich gab/gibt es separate Zusammenkünfte / Dienstberatungen der Mitarbeiter/innen, die nur bzw. überwiegend in der Oberschule unterrichten.

Aktivitäten als Verankerung im Schulcurriculum

Auch die Evangelische Zinzendorf-Oberschule betrachtet die Dinge und den Menschen vom Evangelium, das heißt von der Erlösung des gesamten Kosmos durch Jesus Christus. Sie ist prinzipiell weltoffen und scheut nicht den öffentlichen Diskurs. Sie bringt die evangelische Sicht in die moderne pluralistische Gesellschaft ein und hilft so den Jugendlichen, eine eigene Orientierung zu gewinnen – sei es durch Annahme des christlichen Glaubens, sei es in der Auseinandersetzung mit ihm.

Wir halten es für wesentlich, „zwischen Jugendlichen und Erwachsenen in Schule, Heim und Gemeinde ein Verhältnis zu schaffen, das von Vertrauen, Verantwortung und Liebe getragen ist.“ Die Zinzendorf- Oberschule legt besonderes Gewicht auf die Weitergabe kultureller, ethischer und geistiger Güter. In Zeiten, die von Werte-Vielfalt und Werte-Wandel geprägt sind, darf die Schule nicht abseitsstehen, denn das schulische Lernen erfordert eine unablässige Rückkopplung mit der Gesellschaft.

Maßgeblich für die Arbeit an der Zinzendorf-Oberschule Herrnhut ist die Auffassung, dass jeder Mensch von Gott geschaffen wurde und in seiner Art von ihm geliebt wird. Die Bibel bezeichnet den Menschen als „Gottes Ebenbild“, womit sie alle Menschen – gleich welcher nationalen, kulturellen, religiösen und sozialen Herkunft und welchen Geschlechts – auf eine Stufe stellt. Sie macht deutlich, dass der Mensch auch dann noch von Gott bejaht ist, wenn ihm ansonsten nur Ablehnung widerfährt. Die Gottebenbildlichkeit verleiht dem Menschen eine Würde, die er sich nicht selbst erarbeiten muss, die ihm vielmehr ohne eigenes Zutun von Gott geschenkt wird.

Das Lesen der Tageslosung, wöchentliche Schulandachten sowie die Festgottesdienste zum Schulanfang und Schuljahresende, Weihnachten und Ostern, gehören wie selbstverständlich zum Leben und Lernen an unserer Schule. Schülergruppen gestalten gemeinsam mit den Religionslehrer/innen und dem Schulpfarramt Inhalte und Abläufe und machen damit das Evangelium lebendig. Die Gottesdienste feiert die Schulgemeinschaft gemeinsam mit der Herrnhuter Brüdergemeine im Kirchensaal. Es ist immer ein Highlight, wenn die gesamte Schulgemeinschaft fröhlich den Kirchensaal belebt.

Einbindung von Eltern und Schülern

In unserem Schulneubau (siehe 1.) haben wir mit dem „Raum der Stille“ und dem „Schulpfarramt“ zwei zusätzliche Räume geschaffen, die neben dem normalen Schulalltag für Eltern und Schülertreffen zur Verfügung stehen. Für die Gottesdienste nutzen wir den Kirchensaal der Brüdergemeine, da hier immer die gesamte Schulgemeinschaft – mittlerweile fast 600 Personen – zusammentrifft. Selbstverständlich stehen die Türen des Kirchensaals auch für die Eltern unser Schüler/innen jederzeit offen.

Zusammenarbeit mit Kirchengemeinden und Kirchenkreis

Verschiedene Mitarbeiter/innen des Kirchenkreises Löbau-Zittau sind regelmäßig an unseren Schulen zu Gast und erzählen von ihrem Wirken und Gemeindeleben, geben Impulse und gestalten mit uns gemeinsam Feste und Andachten. Als evangelische Schule sind wir natürlich bestrebt, Werbung für die Kinder- und Jugendarbeit der Ephorie zu machen. Ein Mitarbeiter der Evangelischen Jugendarbeit unterstützt aktiv das evangelische Leben an unseren Schulen. Er begleitet regelmäßig unsere Ski Exkursionen und bietet mit unseren Kolleg/innen in den fünften und sechsten Klassen „Team-Building“ an. Er unterstützt Lehrende und Schüler/innen bei der Herausforderung, eine echte Gemeinschaft zu werden. Auseinandersetzung mit positiver Interdependenz, Individuelle Verantwortungsübernahme, Verarbeitung in Gruppen, Reflektieren von Ergebnissen, Befähigung zur Arbeit in Kleingruppen und interpersonale Fertigkeiten, direkte Interaktion sind nur ein kleiner Teil des angebotenen Spektrums.

  • Schüler/innen und Mitarbeiter/innen der Zinzendorf-Oberschule halten enge Kontakte im Rahmen der Konfirmandenarbeit der Ephorie („Konficastle“)
  • Teilnahme von Mitarbeiter/innen des EZSH (ReligionsLehrer/innen) an Fortbildung der EVLKS in der Ephorie

Ziele in den nächsten drei Jahren

Unsere Gesellschaft ist derzeit nachhaltigen Umwälzungen unterworfen. Innovative Sozial-, Lern- und Arbeitsforderungen erfahren tiefgreifende Veränderungen. Stärker als bisher müssen wir neben dem klassischen Unterricht auch virtuelle Lernformen in den Schulalltag integrieren. Eltern sollen und müssen dabei unterstützt werden, die auf sie zukommenden schwierigen Aufgaben von Erziehung und Bildung ihrer Kinder bewusst und verantwortlich wahrzunehmen. Die Zusammenarbeit zwischen Schulen und Eltern im Bereich von Erziehung und Bildung muss ausgebaut werden.

Unsere offenen Ganztagsangebote müssen um Angebote für Familien ergänzt werden, damit die Bildungsund Erziehungsbereitschaft der Familie gestärkt und unterstützt wird. Die Schüler/innen sollen auch weiterhin gemeinsam mit ihren Eltern ihr Leben in der Verantwortung für Gerechtigkeit, Frieden, den Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen und Gottes Schöpfung einüben können. Um die Schüler/innen zu einer eigenverantwortlichen und erfolgreichen Lebensplanung zu befähigen und sie bei der Umsetzung zu ermutigen, sind wir als Schule auch weiterhin gefordert, die individuellen Fähigkeiten und Begabungen der Schüler/innen gezielt im Blick zu behalten.

Die gezielte Lernbegleitung von Schüler/innen, Lehrkräften und Eltern soll weiter ausgebaut werden. Spezialisten und Experten sollen in Projekten mit Eltern und Lehrkräften unter pädagogischer Verantwortung der Schulleitung und des Schulträgers unser Schulleben mitgestalten und Familienkultur vermitteln.

Der Schulalltag muss für einen Teil entschleunigt werden, um mit dem rasanten digitalen Wandel Schritt zu halten. Das allzu oft beobachte Arbeiten an persönlichen Grenzen, sei es bei Schüler/innen oder Lehrkräften, macht auf Dauer weder glücklich noch selig. Um Leistung zu bringen, braucht der Mensch ein ausgeglichenes Verhältnis von Muse und Leistung, erst dann kann er sich auch entfalten. Basis dafür ist eine Struktur, in der Zeiten der Anstrengung, als auch Zeiten für Entschleunigung und Entspannung Ihren festen Platz finden.

Die vom Staat vorgegebenen Bildungsstandards werden weiter unsere Beachtung finden, unsere eigenen Standards, die unsere Stärke sind, werden sich in einem steten Ausbauprozess befinden. Dazu wird es auch in Zukunft notwendig seine, unsere Qualitätsstandards regelmäßig durch externe Partner evaluieren zu lassen.

Kritische Reflexion des Aufbauprozesses

Konzeptionell und strukturell

In den letzten Jahren lag ein Schwerpunkt des Schulaufbaus der Zinzendorfschulen Herrnhut auf der Ergänzung des gymnasialen Bildungsangebotes durch die Oberschule. Wir sind dankbar, dass die staatlichen Bedingungen und insbesondere die Finanzierung für Schulen in freier Trägerschaft auf gesetzlicher Ebene eine Neuregelung erfuhren, so dass uns der Schritt der Oberschulgründung möglich wurde. Auch wenn es nunmehr Zuschüsse für den Schulaufbau innerhalb der gesetzlichen Wartefrist gibt, ist es doch eine erhebliche Herausforderung, eine Schule neu zu gründen und aufzubauen.

Erhebliche Vorteile für den Aufbau der Zinzendorf-Oberschule warfen die bereits vor Ort existenten Bedingungen und Strukturen der Schulstiftung für das Zinzendorf-Gymnasium Herrnhut. Viele konzeptionelle Aspekte waren bereits durch die Gründung und den Aufbau des Zinzendorf- Gymnasiums erfolgreich erprobt und mussten nur für die Oberschule adaptiert werden.

Herausforderungen waren dabei u.a. die gute Verzahnung des Bildungsangebotes von Oberschule und Gymnasium. Ziel ist hierbei eine interne Wechselmöglichkeit innerhalb der beiden Schularten, ohne eine Beliebigkeit entstehen zu lassen – aber vor allem unter der Prämisse „jede/n Schüler/in zu seiner/ihrer Leistungsspitze“ zu führen. So können intern – unabhängig von den staatlichen Vorgaben – Möglichkeiten zur besseren individuellen Förderung und Förderung der Schüler/innen angeboten werden. Diese Durchlässigkeit gilt es in den nächsten Schuljahren z.B. durch eine stärkere Differenzierung in den einzelnen Jahrgangsstufen weiterhin auszubauen.

Finanziell

Für den Aufbau der Zinzendorf-Oberschule war es sehr vorteilhaft, dass bestimmte Infrastrukturen bereits existierten. So war ein Sekretariat bzw. die Verwaltungsinfrastruktur bereits vorhanden und musste nicht erst aufgebaut werden. Dadurch konnten bestimmte Ressourcenvorteile genutzt werden. Eine Aufgabe wird es für die nächsten Jahre sein, die zusätzlich benötigten räumlichen Kapazitäten zu schaffen. Innerhalb der Aufbauphase waren/sind die Oberschulklassen in den Räumlichkeiten des Gymnasiums untergebracht. Dass bereits alle Fachräume existierten, war von großem Vorteil für den Aufbau der Oberschule. In den kommenden Jahren ist es Aufgabe, die schulartspezifischen Räume für die Oberschule zu schaffen bzw. diese in Kooperationen mit anderen Einrichtungen in Herrnhut zu schaffen. Beispielsweise ist es eine Überlegung, gemeinsam mit der Förderschule der Herrnhuter Diakonie Werkenund Küchenräume zu nutzen. Hierfür sind entsprechende Konzepte zu erarbeiten und ggfs. neue Raumkapazitäten im Miteinander zu schaffen.

Ausblick

Porträt Evangelische Zinzendorf-Oberschule Herrnhut: Gemeinsames Sterne basteln.

Die Oberschule soll innerhalb des Schulkonzeptes der Evangelischen Zinzendorfschulen weiter etabliert werden. Foto: Ev. Zinzendorfschulen Herrnhut

Nachdem die staatliche Anerkennung erteilt wurde, stehen ab dem Schuljahr 2021/22 erstmals die Prüfungen für die Hauptschule im Mittelpunkt der Aufgaben. Auch wenn es im ersten Prüfungsdurchlauf nur einen Prüfling gibt, ist der Ablauf der Prüfungen umfassend zu planen und anzulegen. Es kann eine Aufgabe und Chance für die nächsten Schuljahre sein, gemeinsam mit weiteren einzügigen Oberschulen der Region (und hier in erster Linie die evangelischen Oberschulen) eine Kooperation für den Hauptschulgang zu finden und wenn möglich, auch gemeinsame Prüfungsabläufe zu installieren. Im Schuljahr 2022/23 finden dann zum ersten Mal die Realschulprüfungen statt. Diese sind erstmalig vorzubereiten und zu planen. Auch hier kann es sinnvoll sein, mit anderen Oberschulen in der Region gemeinsame Prüfungskommissionen zu bilden.

Ein weiterer Entwicklungsschwerpunkt ist der weitere Ausbau der Berufsorientierung für die Oberschulklassen. Es ist angestrebt, weitere Praxiskontakte zu akquirieren und den Schüler/innen der Oberschule so eine hohe Praxisnähe zu ermöglichen. Es ist angestrebt, hier eine enge Verzahnung mit dem Berufs- und Studienorientierung des Gymnasiums zu erreichen, um Dopplungen zu vermeiden und eine gute Verzahnung für beide Schulen zu ermöglichen. Die Fortführung der Stelle der Praxisberaterin für die Oberschule in Zusammenarbeit mit der Zittauer Bildungsgesellschaft (siehe Punkt 2.1) ist dabei angestrebt.

Eine große Herausforderung für die Oberschule stellen die Anforderungen der Digitalisierung dar. Das Konzept der Zinzendorfschulen sieht eine 1:1-Ausstattung mit IPads vor. Das Konzept bedarf für die Oberschule eine besondere Sensibilität. Im Rahmen der geplanten Weiterbildungen und Workshops müssen die unterrichtenden Kolleg/innen in besonderer Weise für den Einsatz in der Oberschule vorberietet werden, damit das Digitalisierungskonzept erfolgreich umgesetzt werden kann.

Eine Bereicherung kann für die Oberschule das Konzept „LdE – Lernen durch Engagement“ bilden. Im Profilunterricht des Gymnasiums läuft hierzu seit zwei Jahren eine Erprobungsphase. Es ist angedacht, dieses Konzept auch in der Oberschule zu integrieren. Vorstellbar ist dies z.B. in WTH. Wünschenswert ist eine Verbindung zwischen den Unterrichtsformen von Gymnasium und Oberschule, damit die Schüler/innen beider Schulformen auch im Schulalltag in ein Miteinander kommen. Größte Herausforderung für die Schulstiftung besteht allerdings in der Frage nach den Perspektiven der Zügigkeit. In den letzten Jahren gab es deutlich mehr Anmeldungen als Kapazität in den Klassen. Für das Schuljahr 2021/22 lagen über 150 Anmeldungen für zwei Gymnasial- und eine Oberschulklasse vor. Allein für die Oberschule umfasst die Warteliste der letzten beiden Jahre jeweils mehr als eine Klasse in der Jahrgangsstufe 5 und 6. Es wird zu überlegen sein, ob es innerhalb der Oberschule weitere Kapazitäten gibt oder ob dieser enormen Nachfrage durch eine engere Mischung mit den Gymnasialklassen stärker Rechnung getragen wird.

Insgesamt ist es aber Aufgabe, die Oberschule innerhalb des Schulkonzeptes der Evangelischen Zinzendorfschulen als starke und gute Schule für das Oberlausitzer Schulnetz weiterhin zu etablieren und Eltern eine gute Wahlmöglichkeit für die schulische Ausbildung ihrer Kinder zu ermöglichen.

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