Immer wieder hören wir von Situationen, in denen Lehrkräfte den Gedanken haben: „Wenn meine Schülerin jetzt ein adäquates Hilfsmittel hätte, dann könnte sie die Herausforderung bestimmt bewältigen.“ Oder in der Planung des neuen Schuljahres reift die Erkenntnis: „Für unseren Schüler wäre es wichtig, an diesem Lernangebot teilzunehmen, aber wir müssten dazu erst geeignete Bedingungen schaffen.“ Manchmal sind es technische Unterstützungen, manchmal besondere Lernmaterialien, die im Schulalltag fehlen und die eine große Wirkung für das einzelne Kind entfalten und maßgeblich zum Lernerfolg beitragen können.
Geleitet von diesem Gedanken haben wir, unterstützt von der Barbara-Schadeberg-Stiftung, im Jahr 2022 das Förderprogramm „Teilhabe ermöglichen – Stipendien für Hilfsmittel“ allen Evangelischen Schulen in evangelischer Trägerschaft zur Verfügung gestellt.
Inklusive Bedarfe identifizieren und diesen entsprechen
Mit unserem Förderprogramm wollen wir dazu anregen, den Blick gezielt auf die individuellen Bedarfe eines Kindes zu richten und einigen Fragen nachzugehen. „Welche Herausforderungen erkennen wir für sie/ihn? Was können wir verändern, um echte Teilhabe zu ermöglichen? Was haben wir bisher übersehen oder nicht so genau angeschaut?“
Dabei geht es oftmals um vermeintlich „kleine Dinge“: Das Mathe-Lernmaterial, das dem Schüler/der Schülerin die Orientierung im 1000er-Raum näherbringt und in ihm/ihr die Freude am Klassenunterricht wieder zurückbringt. Einen Lesestift, der mit seiner Audio-Ausgabe dabei hilft, dass der Schüler/die Schülerin der Klassenlektüre selbständig folgen kann. Ein liebevoll gestalteter Rückzugsbereich für ein Kind, das während des Schultages immer mal wieder kurze Pausen benötigt.
Die Identifizierung solcher Bedarfe ist ein entscheidender Schlüssel zur gelingenden Inklusion, denn er setzt voraus, dass Lehrkräfte, Schulbegleiter oder Schulleitungen sich in die Situation des Kindes hineinversetzen und mit seinen Augen auf die Schule, den Unterricht oder die Pausenzeiten schauen und nach Lösungen für Herausforderungen suchen.
So kann es gehen!
Die vielen Bewerbungen haben uns gezeigt, dass hier ein hoher Bedarf besteht. Bewerbungen, die unsere Herzen erwärmt oder auch von Schicksalsschlägen berichtet haben. Vor allem aber haben sie uns zwei Dinge deutlich gemacht:
- Menschen an Evangelischen Schulen haben einen Blick auf die einzelnen Bedarfe und individuellen Herausforderungen ihrer Schüler*innen. Sie machen sich, gemeinsam mit dem Kind, auf die Suche nach Lösungen.
- Und es gibt Lösungen! Oft braucht es nicht viel, um Teilhabe und Selbstwirksamkeit für ein Kind zu realisieren. Manchmal gibt es eine technische Lösung, manchmal eine sehr menschliche. Manchmal reichen ein wenig Geld und etwas Kreativität, manchmal braucht es eine größere Summe, um angepasste Hilfsmittel zu beschaffen.
Wir freuen uns, wenn wir als ESS EKD hier unterstützen können und als verlässlicher Partner für Schulen in evangelischer Trägerschaft wirken können.
Start einer Porträtreihe
Eine 4-köpfig Jury entschied sich dazu, in 27 Fällen eine Förderung auszusprechen. Die Höhe und Laufzeit der Stipendien ergab sich dabei aus den vorgestellten und prognostizierten Einzelbedarfen. Insgesamt werden Schüler*innen aus sieben Landeskirchen mit dem Förderprogramm erreicht. Mit dieser neuen Porträtreihe möchten wir Ihnen in regelmäßigen Abständen einzelne Förderungen näher vorstellen.