Bunte Kunstfliesen an einer Ziegelwand mit deutschem Dankbarkeitstext darüber in weißen Buchstaben.

Am Evangelischen Gymnasium Meinerzhagen im Sauerland gehört Herzensbildung ebenso zur Schul-DNA wie Engagement in Chor und Theater-AG und eine enge Verbindung zu örtlichen Firmen.

Eine große Gruppe von Schülern steht in einer geräumigen Bibliothek oder einem Klassenzimmer mit Bücherregalen und Tischen vor einem Klavier spielenden Mann. Die Schüler sind von hinten zu sehen.

Chorprobe Schulchor Klasse 5: 2024 hatte der Chor seinen ersten großen Auftritt bei der Veranstaltung „Rising stars“.

Dynamisch läuft Schulleiter Sven Dombrowski durch die Gänge seiner Schule, klopft an eines der Klassenzimmer der 5. Klasse. „Ich muss kurz stören. Wer von Euch hat am Chorwochenende mitgesungen?“, fragt Dombrowski. Fast alle Hände schnellen nach oben. „Ihr wart super, ganz großartig“, lobt der Schuleiter, „nächstes Jahr seid Ihr wieder dabei.“ Die Fünftklässler strahlen. Am Wochenende hatten sie ihren ersten großen Auftritt, bei „Rising Stars 2025“ in der Aula ihrer Schule. Vor 400 Gästen haben sie gesungen, etwa den Hamburger Klassiker „An de Ecke steiht n Jong mitn Tüddelband“, aber auch Songs von Billie Eilish oder Bruno Mars. Für die Schulgemeinschaft ist „Rising Stars“ eines der wichtigsten Ereignisse im Schuljahr.

Fast ein Drittel aller Schüler*innen singt im Chor

Ein Mann in einem gemusterten Hemd sitzt an einem Yamaha-Klavier und lächelt in die Kamera. Im Hintergrund sitzt eine Gruppe Kinder vor einer Backsteinmauer und spielt miteinander.

Chorleiter Michael Otto hat Kirchenmusik studiert und leitet die Chöre am Evangelischen Gymnasium Meinerzhagen.

Chormusik gehört am Evangelischen Gymnasium Meinerzhagen zu den Schwerpunkten: 230 Schüler*innen singen im Chor oder spielen in der Schulband. „Das ist fast ein Drittel der gesamten Schülerschaft“, rechnet Schulleiter Dombrowski stolz vor. Nach Durchlaufen der drei Unterstufenchöre in Stufe fünf bis sieben können die Schüler*innen in den Großen Chor wechseln. Alle Chöre leitet Michael Otto, der übrigens studierter Kirchenmusiker ist. „Ich hätte auch mit Erwachsenen arbeiten können, aber ich bin froh, dass ich mich für diesen Weg entschieden habe. Mit Schülern Musik zu machen, ist unglaublich lebendig.“

Der Große Chor eröffnete die Jubiläumsfeier der Evangelischen Schulstiftung in der EKD

Zwei Mädchen singen gemeinsam im Chor. Eines trägt eine Brille. Im unscharfen Hintergrund sind weitere Personen zu sehen. Hinter ihnen befindet sich eine Backsteinmauer.

Zu den Chorkonzerten kommen Eltern, Familien und Freunde, aber auch viele ehemalige Schüler*innen.

Michael Otto war es auch, der die Idee hatte, beim Jubiläum der Evangelischen Schulstiftung in der EKD im November 2024 in Hannover ein Chorkonzert zu geben. Weil die Anreise wegen Bahnstreckensperrungen so kompliziert war, spendierte die Evangelische Schulstiftung in der EKD der Schule eine Fahrt im Doppeldeckerbus. Um sechs Uhr früh ging’s los, und pünktlich um zehn standen 77 jungen Sänger*innen im Altarraum der Marktkirche in Hannover und probten. Ihr Musik-Beitrag, der Gospel-Klassiker „Precious Lord, take my hand“, eröffnete die Jubiläumsveranstaltung. „Unser erstes Konzert so weit außerhalb von Meinerzhagen“, sagt Chorleiter Otto, „Das war schon etwas sehr Besonderes.“

Technik-AG garantiert besten Sound

Zwei junge Mädchen treten auf einer kleinen Bühne auf. Eine trägt einen grauen Pullover und eine schwarze Hose und gestikuliert ausdrucksstark, während die andere in einem weißen Hemd und blauen Jeans hockt und zuhört. Hinter ihnen steht ein orange gemusterter Sessel.

Nicht nur die Technik-AG, sondern auch ein Theaterkurs gehören fest zum Unterrichtsplan.

Bei Chorkonzerten in Meinerzhagen sorgt die schuleigene Technik-AG dafür, dass der Sound gut rüberkommt und die Musiker*innen perfekt im Licht stehen. Ciara aus der 7. war am Wochenende zum ersten Mal dabei – zusammen mit Maxim aus der 10. Klasse. Er nennt sich selbst Technik-AG-Urgestein, denn er macht das schon seit dreieinhalb Jahren. Für die Zeit nach der Schule peilt er eine Ausbildung als Veranstaltungstechniker an. „Vielleicht gründe ich später mit einem Kumpel eine eigene kleine Firma“, sagt er. Praktika hat er bereits gemacht – auch das gehört zum Schulprofil.

Evangelische Schule als Kulturzentrum

Eine junge Frau mit heller Haut, blauen Augen und braunem Haar lehnt an einer Backsteinmauer und lächelt sanft. Sie trägt ein hellrosa Hemd und goldene Creolen. Der Hintergrund besteht aus Backstein.

Schülersprecherin und Abiturientin Merle mag an ihrer Schule besonders „das Zwischenmenschliche“.

Das Evangelische Gymnasium Meinerzhagen erfüllt durch Veranstaltungen wie Rising Stars die Rolle eines kleinen Kulturzentrums im Sauerland. Erst letzte Woche war Pater Anselm Grün zu Gast, auf Einladung des Rotary-Clubs, eines der Sponsoren der Schule. „Wir Schüler hatten eine halbe Stunde Zeit mit ihm“, erzählt Schülersprecherin Merle. Sie hat ihn gefragt, was er Menschen rät, die nach einem Schicksalsschlag am Glaube zweifeln. „Ich finde, er hat mir eine sehr weise Antwort gegeben: Zweifel gehören zum Glauben und halten ihn lebendig, hat er gesagt. Das hat mich echt beeindruckt.“

Freiräume für Glaubensfragen

Eine Gruppe von sechs Mädchen sitzt im Kreis auf dem Boden, unterhält sich und isst vor einer großen Glocke, die unter einer Wandskulptur eines Engels und einer knienden Figur vor einer roten Backsteinwand angebracht ist.

Im Vorraum der Aula machen Schüler*innen zu Füßen der ehemaligen Glocke der Jesus-Christus-Kirche Meinerzhagen Pause. Die Kirche hat inzwischen ein neues Geläut bekommen.

An Merles Antwort merkt man, dass aufgeht, was sich Schulleiter Dombrowski wünscht: „Mir ist wichtig, dass sich jede und jeder einmal in der Schulzeit die Frage nach Gott stellt. Dafür wollen wir Freiräume schaffen.“ Miriam Haarbach, stellvertretende Schulleiterin, zitiert eine Mutter: „Sie hat zu mir gesagt: An anderen Schulen werden Fächer unterrichtet, hier werden Menschen unterrichtet.“  Im Treppenhaus hängt ein großes Wandbild, gestaltet von Schüler*innen. Lauter schöne Dinge sind darauf, ein Pfau, Blumen, Menschen, Landschaften. Groß drüber steht ein Wort aus Psalm 139, 14: Danke Gott, dass du mich so wunderbar und einzigartig gemacht hast. „Das ist unser Schulmotto“, erklärt Sven Dombrowski: „Wir versuchen zu vermitteln, dass jeder Mensch, jeder Schüler und jede Schülerin und auch wir Lehrkräfte von Gott gewollt und gemacht sind.“

Info

Ein junger Mann mit roten Boxhandschuhen und Sportkleidung schlägt in einer geräumigen Turnhalle auf einen hängenden Boxsack ein. Im Hintergrund sind Fitnessgeräte und Ziegelwände zu sehen.

Schulleiter Dombrowski ist es besonders wichtig, dass seine Schüler*innen genügend Bewegung haben. Deshalb hat er sich mit Hilfe von Sponsoren für einen besonders gut ausgestatteten Sport- und Fitnessraum eingesetzt. Jonas aus der 11. trainiert hier regelmäßig.

Das im Sauerland gelegene Evangelische Gymnasium Meinerzhagen ist eine der wenigen Schulen in evangelischer Trägerschaft, die als staatlich anerkannte Ersatzschule gilt. In der seit 1963 bestehenden Schule lernen derzeit etwa 850 Schüler*innen von Klasse 5 bis zum Abiturjahrgang. Zu den Schwerpunkten gehören verpflichtende Diakonische Praxisprojekte, Theaterprojekte und das Engagement im Chor. Am Religionsunterricht teilzunehmen, ist für alle Schüler*innen verpflichtend. Eine pädagogische Besonderheit ist das Meinerzhagener Modell, ein Lernangebot für Jugendliche, das individuelle Projekte fördert und berufsnahe Praktika vermittelt. Eine enge Zusammenarbeit gibt es auch mit der Kirchengemeinde vor Ort und der Kreissynode, also dem örtlichen Kirchenparlament. Diese tagt immer im Evangelischen Gymnasium Meinerzhagen, wobei die Abiturient*innen das Catering übernehmen.

Text: Christiane Bertelsmann, Bilder: Martin Kirchner

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